1973 - 2023
_____________________________________________
Vor über 50 Jahren
begann die Ära der überaus erfolgreichen Yamaha-Zweitakt-Baureihe “RD”,
die in der 4-zylindrigen RD 500 YPVS gipfelte
und 1989 eingestellt wurde
... und meine RD 250 vom Typ 352
( Typ 352 war das 1. offizielle RD-Modell für den west-deutschen Markt )
mit Erstzulassung am 25. Juni 1973
war eine der ersten
1973 war ich allerdings grade mal 14. Aber bereits total verrückt nach diesem Motorrad. Heute belächelt der eine und andere junge Zeitgenosse dieses Gefährt gewiss, doch in den letzten 50 Jahren - immerhin ein halbes Jahrhundert - hat sich, das muss man unbedingt berücksichtigen, verdammt vieles geändert. Jene Zeit war schlicht eine noch ganz andere.
1973 war “1968” noch lebendig wie der tobende Vietnam-Krieg und die RAF, es gab leibhaftige Hippies, die die kranken Fesseln jener Tage auf ganz andere Weise knacken wollten und mit SWF3 erst seit Kurzem den ersten und einzigen deutschen Radiosender, der nach der Schule vormittags in dieser ganz und gar nicht globalisierten Welt erträglich war und Horizonte öffnen konnte ähnlich gewissermaßen wie AFN (American Forces Network) in der Nachkriegszeit. Und mächtig qualmende Dampfloks fuhren wie zum Trotz immer noch regulär nach Fahrplan donnernd und schnaubend tagtäglich ihre antiquierte, barocke Technik durch die Lande ...
Brachte damals ein west-deutscher Hersteller unter vertrautem, wohltuend klingendem, deutschen Markenname (heute gehört mancher von denen chin. Firmen, die wohl wussten, warum sie die sich unter den Nagel gerissen haben) ein neues “Made in Germany” - Produkt auf den Markt, ein Automodell, Radio, Kühlschrank oder sonstwas, dann konnte man sicher sein, dass es das nun auf Jahre geben wird. Diese Tatsache beruhigte manchen mehr als der sonntägliche Kirchgang. Das Wort “schnelllebig” war noch nicht geboren. Auch das Wort “Stress” kannten die meisten Zeitgenossen tatsächlich noch nicht ...
1973 war dieses “Moped” trotz existierender Viertakter und entsprechender Diskussionen bereits damals durchaus ein Wahnsinnsding. Nicht nur für Zweitakt-Freaks. Vor allem auch - wichtig für junge Leute - nicht so teuer in Anschaffung und Unterhalt. Eigentlich simpel im Aufbau und doch Basis-High Tech jener Zeit mit 7 Überströmkanälen pro Zylinder, Flatterventilen im Ansaugtrakt (“Membran-Einlaß”), Getrennt-Schmierung, die auch beim Bergabfahren ohne geöffneten Gashahn zuverlässig für Schmierung sorgte und und und ... und als zugeknöpfte Großserien-Ausführung bereits mit einer Literleistung von 120 PS. Was natürlich trotz der nur “drei bewegten Teile” pro Zylinder nach entsprechender Wartung und technischer Pflege wie etwa auch perfekter Synchronisation der Geschehnisse in den beiden eher sehr simplen Vergasern verlangte.
Die meisten ihrer Art wurden jedoch (mit veränderter Bedüsung etwa) schlicht verheizt ... oder gleich kalt verformt ...
Insofern ist ein Oldtimer dieser Art etwas ganz Besonderes und meine Freude groß.
Ich hab mir - nachdem ich früher diverse RDs hatte - dieses Motorrad in einem Anflug verschiedener Anwandlungen denn auch erst 2005 gekauft. Und es war nicht leicht, eine halbwegs brauchbare zu finden, denn wer eine gut erhaltene oder restaurierte hat, gibt die kaum her. So war denn beim Kauf am Ende mein einziges Hauptkriterium neben dem, dass es Typ 352 sein muss, nur noch das, dass das Motorrad seinen originalen, unverbogenen Rahmen haben muss. Ein schlechter Motor lässt sich in jedem Fall leichter wieder herrichten ...
Doch Eins nach dem Anderen. Vorweg ein paar Worte erstmal zu meiner Person. Denn liest man einen Text kommt es immer auch drauf an, wer den verfasst hat. Welchen Horizont dieser Mensch hat, was er beabsichtigt und so weiter und so fort.
Nun, ich bin zunächst einmal ein großer Yamaha-Freund. Auch was die Musik-Instrumente der Marke angeht. Mit Yamaha fing bei mir echt alles erst so richtig an. In der Musik und Kunst, meiner Arbeit heute. Und meine große Leidenschaft für Motorräder und das Motorradfahren. Ich möchte allen Interessierten etwas von der Freude zurück- bzw. weitergeben, die mir diese Produkte im Laufe meines Lebens gemacht haben. Und immer noch machen.
Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und dass ich ab der 5. Klasse täglich mit dem Omnibus zum entfernten Gymnasium fahren durfte war ein entsprechend großes Glück. Doch rundum wirklich weitergebracht haben mich in meinem Leben oft ganz andere, von vielen so nicht erwartete Dinge. Die Marke Yamaha etwa hat mich früh mit einer ganz anderen Kultur konfrontiert. Und zwar angenehm, denn ich war jung und im Gegensatz zu manch kleingeistigem Nachkriegs-Stammtischbruder unvoreingenommen.
Als “kleiner Mann” sich irgendein ausländisches Alltags-Automobil zu kaufen, gar eines, das erst über “das große Wasser” hergeschifft werden mußte, war damals in den 1970er Jahren in den Augen vieler (mit Blick auf die eigene, die deutsche Wirtschaft) noch ein großer Frevel.
Mit Motorrädern sah das zumindest im Kreis junger Leute und Motorradfahrer zum Glück meist anders aus. Konkurrenz belebt das Geschäft. Und die war dringend notwendig hierzulande. Wollte man doch Motorrad fahren und nicht Fahrstuhl (Stichwort “Gummikuh”) ... waren doch Horex Regina und dergleichen mehr längst nur noch verklärte Geschichte. Wenn überhaupt ein Thema. Und, was soll man sagen, die Japaner “lieferten” ... traumhaft innovative Motorräder zu moderaten Preisen. Das war für mich etwas, was ich bewundern konnte, wenngleich mir damals auch das Kleingeld fehlte : 1969 die Honda CB 750, die goldfarben als großes Poster jahrelang in meinem Jugendzimmer an der Wand hing, 1972 die Kawasaki Z 900 und und und ...
Ich habe viele Motorräder besessen, manchmal zwei neue innerhalb nur einer Saison, eines Kalenderjahres. Kein Wunder, denn ich war auch 30 Jahre lang bis Herbst 2007 ununterbrochen aktiv auf Klasse 1, fuhr trotz meist japanischem PKW (z. B. diesem), den ich immer auch hatte, bei Wind und Wetter. War eben Motorradfahrer. Und zwar so, wie ich das Kind einer Zeit war, die lange vorbei ist. Restlos vorbei. Selbst das Lebensgefühl eines Fernfahrers im Internationalen Güterfernverkehr auf dem 38, später 40 Tonnen Gliederzug, habe ich zu meiner Horizonterweiterung in meinen jungen Jahren, als die Fahrer dieser Lastzüge noch allgemein beachtet, ja respektiert wurden, vollumfänglich kennengelernt.
Ein Typ mit den sprichwörtlichen zwei linken Händen bin ich also ganz gewiss nicht. Entsprechendes nehme ich in einem übertragenen Sinne nach meinem Werdegang für mich übrigens auch in Anspruch für mein Künstler-SEIN heute. Mathematiker kann man werden ohne Ahnung vom Leben. Eine glaubwürdige Künstler-Persönlichkeit nicht. Wenn Sie sich nun fragen, warum es dann so unendlich viele “Künstler” gibt, so wissen sie nun auch endlich, warum KUNST heute das ist, was Sie sehen. Oder vermissen. Gell ! ??
“Schrauben” hat bei mir von frühester Jugend an mit dazugehört. Mein Vater war ein gelernter Schlosser und alles erdenkliche Werkzeug im eigenen Haus mit Garagen-Werkstatt vorhanden. Und sein know-how natürlich. Mein Hauptinteresse galt damals dem schnelllaufenden Zweitaktmotor, hardwaremäßig mir bestens bekannt bereits aus zu Reparaturzwecken auseinandergeschraubten (und auch wieder zusammengebauten) Mopeds und Rasenmähern. Ich hatte also eine ziemlich konkrete Vorstellung auch vom Innenleben dieses Motorrads auch mit knapp 15 Jahren bereits schon.
Das Motorrad und alles rund ums Motorradfahren war in meinen jungen Jahren für mich ein richtig wichtiges Thema. Es gab damals viele interessante Motorräder, deren Namen mir heute noch auf der Zunge zergehen. Doch man mußte sich ja erstmal auch eine Existenz aufbauen. Und irgendwann begann das Thema Motorrad dann doch mehr und mehr in den Hintergrund zu treten.
Geblieben ist mir stellvertretend für alle anderen meine RD 250 vom Typ 352. Mein Jugendtraum. Einer meiner Jugendträume. An diesem Motorrad hab ich meine Erinnerungen festgemacht und wenn ich dies Motorrad sehe, dann sind die alle wieder da. Anschauen genügt. Damit zu fahren ist mir mittlerweile fast schon zu anstrengend. Die Sitzposition ist doch ergonomisch sehr überholt. Man sitzt noch auf dem Motorrad, bei modernen Motorrädern seit den 1990ern eher im Motorrad. Und einen anderen Lenker als den montierten Magura M-Lenker will ich nicht anbringen. Möglicherweise kaufe ich mir irgendwann doch noch einen ganz unaufgeregten langhubigen Blubber-Viertakter mit reichlich Power aus dem Drehzahlkeller und bequemer Sitzposition. Zum schaltfaulen Dahincruisen ...
Alles hat seine Zeit.
Und damit aber auch ein Ende. Irgendwann.
ffz, 2023-05-12
2024-01-24
to be continued
Fortsetzung folgt
|